Lateinamerika

Wegen China: US-Abgeordnete droht Argentinien mit "Konsequenzen biblischen Ausmaßes"

Die republikanische US-Kongressabgeordnete María Elvira Salazar hat der Regierung Argentiniens aufgrund der angeblichen Vereinbarung mit China, Kampfflugzeuge bauen zu wollen, mit "Konsequenzen biblischen Ausmaßes" gedroht.
Wegen China: US-Abgeordnete droht Argentinien mit "Konsequenzen biblischen Ausmaßes"Quelle: Gettyimages.ru © Alex Wong / Staff

Von Maria Müller

Die republikanische US-Kongressabgeordnete María Elvira Salazar drohte der Regierung Argentiniens mit "Konsequenzen biblischen Ausmaßes", fallssie von ihren souveränen Rechten Gebrauch mache.

Die Politikerin reagierte auf Vermutungen, die durch Berichte der US-Presse im vergangenen Dezember in die Welt gesetzt wurden. Angeblich wolle Argentinien auf seinem Territorium ein Werk zum Bau chinesischer JF-17-Kampfflugzeuge errichten. Darauf Bezug nehmend äußerte die exaltierte Dame Anfang März bei einer Anhörung des Ausschusses für Außenbeziehungen im Kongress eine extreme Drohung:

"Ich werde es auf Spanisch sagen, damit meine argentinischen Freunde mich klar verstehen. Die Präsidentin [gemeint ist Vizepräsidentin Cristina Fernández de Kirchner] und ihr Präsident [Alberto Fernández] schließen einen Pakt mit dem Teufel, der Folgen biblischen Ausmaßes haben könnte."

Und weiter:

"Die Vereinigten Staaten werden nicht tatenlos zusehen. Wir können keinen Verbündeten haben, der chinesische Militärflugzeuge herstellt und sie an seine Nachbarn verkauft. (...) Wenn sie sich entscheiden, eine Flugzeugfabrik für chinesische Kampfflugzeuge zu bauen, ist das eine sehr schlechte Idee für sie selbst und für alles, was mit den Beziehungen zu den USA zu tun hat."

Auf ihrer offiziellen Webseite wies die Kongressabgeordnete darauf hin, dass Argentiniens militärisches Interesse dem Trend ähnlicher Abkommen folge, die China mit Venezuela und Bolivien geschlossen habe. Auf Twitter schrieb Salazar dazu:

"Es gibt zwei Welten: die freie Welt und die Welt der Sklaven. Ich hoffe, dass die Argentinier in der freien Welt bleiben."

Die intensive wirtschaftliche Verflechtung mit China

Jenseits dieser simplen Weltsicht tritt in den ungeschminkten Worten die immer aggressiver auftretende Politik Washingtons gegenüber China zutage. Die intensive wirtschaftliche Verflechtung zahlreicher lateinamerikanischer Staaten mit dem asiatischen Riesen (25 von 31 Ländern) und einige bedeutende Infrastrukturprojekte im Rahmen der weltumspannenden Handelsroute "Seidenstraße" wird von den USA als Sicherheitsproblem eingestuft. Allerdings hat noch nie eine lateinamerikanische Nation die Vereinigten Staaten militärisch angegriffen. Umgekehrt gibt es in der Geschichte zahlreiche Beispiele.

Die rote Linie Washingtons in Südamerika

Die US-Abgeordnete Salazar bringt es auf den Punkt: Die Gefahr, Argentinien und seine südamerikanischen Nachbarn könnten mit konventionellen Kriegswaffen – darunter auch Kampfflugzeuge – gegen die latente militärische Bedrohung durch die USA aufrüsten, ist für Washington eine rote Linie. Denn die künftige gesicherte Ausbeutung der enormen Bodenschätze des südlichen Kontinents gehört zu seinen Überlebensstrategien, – die man notfalls mit militärischen "Sondereinsätzen" durchsetzen wird.

Falls Lateinamerika seine militärische Unterlegenheit ändern wolle, könnte das Pentagon diese Absichten womöglich im Keim ersticken. Was sonst soll der Hinweis auf "Konsequenzen von biblischem Ausmaß" bedeuten? Das ist eine extreme Drohung, auch gegen die Zivilbevölkerung. Härteste Wirtschaftssanktionen – oder womöglich ein Angriff unter Einsatz von Interkontinentalraketen? Argentinien und seine Nachbarn sind immerhin zwischen 5.000 bis 7.000 Kilometer von den USA entfernt.

Ganz nebenbei: die Entfernung zwischen Kiew und Moskau beträgt 700 Kilometer. Das soll jedoch kein Sicherheitsproblem sein. Was für Unterschiede!

Die Dimension der Bedrohung scheint in den Regierungsetagen des südlichen Kontinents noch kein Thema zu sein. Oder man muss vorerst darüber hinwegsehen, da eine militärische Aufrüstung unter den herrschenden Wirtschaftsbedingungen einfach unrealistisch ist.

Laut der Zeitung Clarín aus Buenos Aires reagierte der argentinische Botschafter in den USA, Jorge Argüello, in einem Brief an Salazar entsprechend "diplomatisch". Er beschwerte sich lediglich über den "beleidigenden und verletzenden" Ton gegenüber den höchsten Autoritäten eines seit 1810 freien und souveränen Staates. Argentinien sei ein Freund der Vereinigten Staaten.

Keine fremde Militärpräsenz in Argentinien

Außerdem erklärte Argüllo, dass "es keine Infrastruktur oder Militärpräsenz einer überregionalen Macht in Argentinien gibt, mit Ausnahme der illegalen Besetzung der Malvinas-Inseln [Falklandinseln] durch Großbritannien".

Darüber hinaus fügte der Botschafter hinzu:

"Ich möchte Ihre Zweifel an einem angeblichen Projekt zur Herstellung von Flugzeugen chinesischen Ursprungs auf argentinischem Territorium für den Export in die Region ausräumen: Das ist einfach eine Absurdität, die es nie gegeben hat. Andererseits wägt Argentinien hinsichtlich des Erwerbs von Jets weiterhin alle Optionen ab."

Geplanter Kauf von Kampfflugzeugen wurde storniert

Argentinien hatte in seinen Haushalt 2022 einen Posten in Höhe von 664 Millionen US-Dollar für den Kauf von zwölf JF-17 Thunder Block-III-Überschallflugzeugen chinesischer Herkunft aufgenommen, aber der Kauf kam nicht zustande. Ende letzten Jahres erklärte Präsident Alberto Fernández, das Land müsse "seine Ressourcen heute für wichtigere Dinge als den Kauf von Militärflugzeugen einsetzen".

Laut der argentinischen Presseagentur Télam traf sich der argentinische Botschafter in Peking, Sabino Vaca Narvaja, im November letzten Jahres mit dem chinesischen staatlichen Luftfahrttechnologieunternehmen China National Aero-Technology Import & Export Corporation (CATIC), um den Fortschritt des Projekts einer möglichen Übernahme von JF-17-Kampfflugzeugen zu besprechen. Ein Werk zum Bau solcher Flugzeuge in Argentinien war allerdings nie geplant.

Chinesische und europäische Weltraumbeobachtung

Die Kongressabgeordnete Salazar beschwerte sich vor dem Kongressausschuss für US-Außenpolitik auch über eine chinesische Space-Beobachtungsstation im Süden Argentiniens. Argentinien habe China "die totale Kontrolle über den Betrieb einer Raumstation erlaubt, die etwa 400 Fußballfelder groß ist und sich mitten in der Wüste Patagoniens befindet".

Die argentinische Regierung überwache nicht die "eigentlichen" Aktivitäten der Basis. In den USA ist man der Meinung, es gehe dabei um Spionage.

In seinem Antwortschreiben bezieht sich der Botschafter auch auf diese Alarmrufe von Frau Salazar. Fazit:

Die Station habe genau die gleichen Eigenschaften wie diejenige der Europäischen Weltraumorganisation (ESA), die weniger als 300 Meilen (circa 483 Kilometer) von der chinesischen entfernt betrieben werde. Argentinien besitze zudem eine lange Tradition in der wissenschaftlichen und technologischen Entwicklung der Weltraumbeobachtung mit eigenen Kompetenzen, die unter anderem von zwei Stationen der argentinischen Weltraumagentur (CONAE) erworben und entwickelt wurden.

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