Meinung

Ablenkung von Kiews Terror: Westen wärmt Nowitschok wieder auf

Im Jahr 2018 zelebrierten westliche Medien die Ente Nowitschok, um den False Flag-Chemiewaffenangriffen der Weißhelme in Syrien Glaubwürdigkeit zu verleihen. Jetzt greift der Westen wieder dazu, diesmal um von Kiews Staatsterror abzulenken – bevor er der Ukraine F-16-Kampfjets liefert.
Ablenkung von Kiews Terror: Westen wärmt Nowitschok wieder aufQuelle: Sputnik © Metropolitan Police

Von Roman Golowanow

In Deutschland wird eine neue sensationelle Detektivgeschichte über Nowitschok und russische KGB-Giftmörder gesponnen. Die Welt am Sonntag schreibt:

"Der polizeiliche Staatsschutz des Landeskriminalamtes Berlin ermittelt zu Vergiftungserscheinungen russischer Journalistinnen."

Die Nachfrage nach einer neuen öffentlichkeitswirksamen Provokation gegen Russland wird gerade bedient. Grund sind der russische Sieg in Artjomowsk, das bisherige Ausbleiben einer versprochenen ukrainischen Gegenoffensive und ein stetiger Bedarf an der Dämonisierung Russlands. Die Fälle Skripal und Nawalny sind gelutschte Drops – und nun versucht der Wertewesten aus seinem verfilzten Fell hinter dem linken Ohr mit der rechten Hinterpfote einen neuen pikanten Krimi hervor zu kratzen. Bewusstsein wie Denkweise der Autoren solcher Geschichten gründen gänzlich auf Hollywood-Klischees – und der "Mörder" wird eben anhand der Flasche Wodka und seiner Uschanka-Mütze ermittelt. Aber kommen wir zum Material des Falles.

Die "Journalistinnen" nahmen Ende April an einer Konferenz der russischen "Opposition" in Berlin teil, die vom Exiloligarchen Michail Chodorkowski organisiert wurde. Eine von ihnen war Natalia Arno, Leiterin der in den USA ansässigen "Wohltätigkeitsorganisation" Free Russia Foundation. Sie beklagte sich plötzlich über "seltsame Symptome" und "akute Schmerzen". Arno behauptete, dass sie "möglicherweise durch einen Nervenkampfstoff, der von einem westlichen Geheimdienst untersucht wurde", vergiftet worden sei. Arno verwies auf eine FBI-Untersuchung in ihrer Wahlheimat, den USA, wohin sie nach einem Aufenthalt in Europa zurückgekehrt war. Gesundheitliche Probleme der zweiten Journalistin, heißt es, begannen bereits Monate vor der Veranstaltung in Berlin – und gleich am ersten Tag der Konferenz begab sie sich in die Charité-Klinik. Von einer Vergiftung ist jedoch bisher nicht die Rede. Es würde nicht überraschen, falls sie im selben Zimmer untergebracht wurde, in dem sich seinerzeit Nawalny ausruhte. Weitere Information zu diesem Fall wurden von der deutschen Polizei nicht bekannt gegeben.

Nun, wen in Russland interessiert schon eine Gruppe von Oppositionellen im Ausland, die für die USA arbeiten? Niemanden, genauso wenig, wie Skripal oder Nawalny hier jemanden interessieren. Aber im Westen gibt es ein eisernes Schema von "Wenn es funktioniert – nutze es", wie bei den "farbigen Revolutionen" – dem Lieblingsexportgut Washingtons – so auch bei den "russischen Giftmord-Spionen". Auch hier will niemand die Wahrheit wissen. Vielleicht haben die jungen Damen eine Austernvergiftung. Oder sie haben sich auf einer Party COVID-19 aufgeschnappt. Doch die Hauptsache ist, dass sie selbst glauben, der Kreml höchstselbst könnte Colin Petrow und Boschir Powell mit Nowitschok im Reagenzgläschen (am besten noch mit Polonium zum perfekten Cocktail für jede Oppositionellen-Party vermischt, Anm. d. Red.) auf sie hetzen. Größenwahn jenseits von Gut und Böse, wahnsinniger Egozentrismus – und deshalb ist es für westliche Geheimdienste leichter, sich solcher Figuren anzunehmen und für ihr operatives Spiel zu nutzen.

Kirill Budanow, der Oberterrorist der GUR (Hauptdirektion für Aufklärung beim ukrainischen Verteidigungsministerium), hat jüngst offen heraus zugegeben, dass er hinter den Terrormorden an russischen Journalisten steckt.

Ja, und jetzt sollen die F-16-Kampfflugzeuge an einen Staat gehen, der zur neuen Reinkarnation der Terrormiliz Islamischer Staat geworden ist? Solch ein Eindruck darf auf keinen Fall entstehen, und deswegen muss die Tagesordnung der Medien mit den "richtigen" Nachrichten aufgefüllt werden. So hatte der Wertewesten dann doch Angst, Russland für die Sprengung der Nord Stream-Pipelines verantwortlich zu machen, dort könnten die Folgen nämlich irreparabel sein. Aber mit Geschichten vom KGB, Nowitschok und Vergiftungen lässt sich das europäische Publikum von den Medien liebend gern aus der Hand füttern, umso mehr, als es nicht schwer zu organisieren ist: Das Budget besteht aus zwei verrückten Frauen und einer leeren Weinflasche. Mit der Weinflasche werden sie herumfuchteln und erklären, dass Nowitschok in den Wein geschüttet worden sei. 

Doch selbst das Recht, ein angebliches KGB-Opfer zu sein, muss erkämpft werden. Jetzt schreit auch Ljubow Sobol auf einmal, dass jemand sie beschatte. Meine Lieben kommt zur Besinnung: Niemand interessiert sich für euch, "das Leben von Insekten", anders kann man das nicht nennen.

Mehr zum Thema – Der Fall Nawalny und der Nowitschok-Nebel (Teil 3)

Übersetzt aus dem Russischen.

Roman Golowanow ist ein russischer Journalist: Korrespondent des Innenpolitik-Ressorts bei der Komsomolskaja Prawda und Radiomoderator beim gleichnamigen Medienhaus; Fernsehmoderator beim russisch-orthodoxen Sender Spas TV.

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