Kann Atomwaffen transportieren: US-Kampfjet F/A-18 soll Tornado-Nachfolger werden
Bei der Suche nach einem Nachfolgemodell für die seit Jahrzehnten eingesetzten Tornado-Flugzeuge scheint das Boeing-Modell F/A-18 aus den USA das Rennen zu machen.
Bis 2025 will die Luftwaffe die 90 Kampfjets ausmustern, von denen derzeit einige über Syrien und dem Irak im Einsatz gegen den IS sind, da mit dem Alter die Kosten für deren Wartung und Instandhaltung steigen.
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Gleichzeitig sollte es die bombenwerfende Wollmilchsau werden. Der Tornado-Nachfolger soll nicht nur als Bomber und Aufklärungsflugzeug sowie in der sogenannten elektronischen Kampfführung agieren können, sondern auch die nukleare Teilhabe gewährleisten.
Denn ein Teil der deutschen Flotte soll die in Büchel stationierten US-Atomwaffen transportieren können. Und dafür ist ein komplizierter Zertifizierungsprozess durch die USA erforderlich.
Der F-35, den Washington gern verkauft hätte, kommt dafür aufgrund der gemeinsamen Kampfjet-Entwicklung durch Paris und Berlin nicht in Frage. Der derzeit zu beschließende Tornado-Nachfolger ist als Übergangsmodell zu sehen, da Berlin und Paris geplant haben, gemeinsam einen neuen Kampfjet zu entwickeln, was jedoch nicht vor 2040 geschehen wird.
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Die damalige Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen hatte im Januar dieses Jahres als mögliches Nachfolgemodell den Eurofighter von Airbus sowie den US-Kampfjet F/A-18 genannt.
Maßgeblich für die Eignungsprüfung beider Modelle ist für Berlin die Frage der Zertifizierung für die nukleare Teilhabe. So erklärte der Parlamentarische Staatssekretär Thomas Silberhorn (CSU) im Februar in seiner Antwort auf eine Frage im Bundestag:
Wesentliche Kriterien bei der Betrachtung sind die Harmonisierung zum binationalen Zukunftsprojekt Next Generation Weapon System/Future Combat Air System, der mögliche Einführungszeitpunkt eines Nachfolgers sowie der bruchfreie Fähigkeitserhalt einschließlich der Sonderrolle nuklearer Teilhabe. Vor diesem Hintergrund wurde am 31. Januar 2019 entschieden, die beiden Waffensysteme Eurofighter und F/A-18 im Weiteren als Lösungsoptionen zu untersuchen.
Nach einem Treffen mit ihrem US-Amtskollegen Mark Espers betonteVerteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer in der vergangenen Woche erneut, dass es um "die Fähigkeiten" des neuen Tornados gehe und diese "bruchlos" sichergestellt werden müssten.
Mein Ziel ist es, dass wir im nächsten Jahr schnell, und zwar so schnell wie möglich, auch zu klaren Entscheidungen kommen", sagte Kramp-Karrenbauer.
Was kommt nach dem #Tornado des @Team_Luftwaffe? Wichtig ist, dass es keinen Fähigkeitsverlust gibt, betont Verteidigungsministerin Kramp-Karrenbauer @akk. Eine Entscheidung über ein Nachfolge-Modell könnte im kommenden Jahr fallen. pic.twitter.com/mBVJlWv5gq
— Verteidigungsministerium (@BMVg_Bundeswehr) 23. September 2019
Es geht also vorrangig um das Kriterium der Schnelligkeit, mit dem die Zertifizierung für den Einsatz von Atomwaffen vorangeht. Da es sich um US-Nuklearwaffen handelt, ist eine Freigabe aus Washington erforderlich.
Von der Leyen hatte Washington in ihrer Amtszeit darum gebeten, ihr Ministerium über Kosten und Zeiträume für die jeweilige Zertifizierung zu informieren.
Laut der Süddeutschen Zeitung vom Freitag liegen diese Informationen nun vor. Demnach könnte die Zertifizierung des Eurofighters (durch die USA) drei bis fünf Jahre mehr beanspruchen als jene des US-Modells. Beim Eurofighter wären somit nicht alle Fähigkeiten gemäß den Forderungen der Amerikaner "bruchlos", also ohne Unterbrechung, schnell genug gewährleistet.
Die schnellere Zertifizierung des Boeing-Jets F/A-18 Super Hornet hängt zum einen mit der US-Herkunft der Technik zusammen. Eine frühere Baureihe des US-Kampfjets habe diese Zulassung bereits gehabt.
Nach Thomas Wiegold im Blog Augen Geradeaus gibt es – wenig überraschend – weiterhin "natürlich" (seitens der USA)
... den Anreiz, ein US-Produkt für einen Verkauf schneller exportfähig zu machen, als das europäische Konkurrenzprodukt dafür zu zertifizieren.
Und da eine Unterbrechung der nuklearen Teilhabe laut Bundesverteidigungsministerium absolut unerwünscht ist, zu der es im Falle einer Entscheidung für den Eurofighter jedoch für einige Jahre käme, ist dieser damit wohl aus dem Rennen.
Nach ihrer US-Reise hatte die deutsche Verteidigungsministerin betont, dass Washington weiter ein wichtiger Bündnispartner sei. Nach Informationen der SZ wurde der deutschen Verteidigungsministerin bei ihrem Besuch auch klar gemacht, dass die Vertiefung der militärischen Zusammenarbeit in Europa aufmerksam verfolgt werde. Und dabei dürfen die USA nicht außen vor bleiben. Zumindest beim Übergangsmodell des Tornados würden mit der Entscheidung gegen den Eurofighter die Beziehungen zu Washington nicht angekratzt.
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