Die USA könnten 2022 weltweit größter Exporteur von verflüssigtem Erdgas werden
Die USA haben gute Chancen, 2022 zum weltweit größten Exporteur von Flüssigerdgas (LNG) zu werden, so der in Großbritannien ansässige Energiekonzern Shell in seinem jährlichen LNG-Marktausblick. In dem am Montag veröffentlichten Bericht hieß es:
"Die LNG-Exporte stiegen im Jahr 2021 trotz einer Reihe unerwarteter Ausfälle, die das für die Lieferung verfügbare LNG beeinträchtigten. Die USA führten das Exportwachstum mit einem Anstieg von 24 Millionen Tonnen gegenüber dem Vorjahr an und werden voraussichtlich im Jahr 2022 zum weltweit größten LNG-Exporteur werden."
Ende 2021 lagen die USA bei den weltweiten LNG-Exporten noch an dritter Stelle, nach Australien und Katar.
LNG spielt besonders eine Rolle als Back-up-Energieträger bei Stromausfällen. Zum Beispiel verdreifachte Brasilien seine LNG-Importe im vergangenen Jahr inmitten anhaltender Dürren, die zu einem Rückgang der Stromerzeugung in Wasserkraftwerken führten.
Insgesamt zeichnet Shell eine glänzende Zukunft für LNG und erklärt, dass "die globale LNG-Nachfrage bis 2040 voraussichtlich 700 Millionen Tonnen pro Jahr überschreiten wird" – das sind 90 Prozent mehr als die Nachfrage von 2021. Weiter wird erwartet, dass Asien als Hauptverbraucher herausstechen wird, da "LNG emissionsreichere Energiequellen ersetzt und dazu beiträgt, Bedenken hinsichtlich der Luftqualität auszuräumen und Fortschritte bei der Erreichung der Kohlenstoffemissionsziele zu erzielen". Wael Sawan, Leiter der Abteilung für erneuerbare Energien von Shell, ergänzte in dem Bericht:
"Da die Länder kohlenstoffärmere Energiesysteme entwickeln und Netto-Null-Emissionsziele verfolgen, wird die Konzentration auf sauberere Gasformen und Dekarbonisierungsmaßnahmen dazu beitragen, dass LNG in den kommenden Jahrzehnten eine zuverlässige und flexible Energiequelle bleibt."
Inwieweit LNG als "saubere Gasform" anzusehen ist, ist umstritten. Auf dem Portal Geo.de heißt es dazu:
"Gas ist als fossiler Brennstoff, bei dessen Verbrennung CO₂ freigesetzt wird, nie klimafreundlich. Bei LNG kommt hinzu, dass der Prozess der Verflüssigung, die Kühlung beim Transport, der Transport selbst und die Regasifizierung am Import-Terminal sehr energieaufwändig sind. All das zusammengenommen macht LNG in der Regel klimaschädlicher als Erdgas, das über Pipelines transportiert wird."
Den Anteilseignern der Firmen wird es egal sein – sie profitieren vom LNG-Boom. So hat sich der Aktienkurs des Marktführers in den USA, Cheniere Energy, in den letzten sechs Monaten über 50 Prozent erhöht. Die Aktie des russischen Versorgers Gazprom brach dagegen allein in den letzten fünf Tagen um 20 Prozent ein.
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